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Yamaha PX-1



1978 wollte man bei Yamaha auf dem Sektor der Schallplattenabtastung ein Zeichen setzen. Die tangentiale Abtastung von Schallplatten ist, im Gegensatz zur üblichen radialen Abtastung, die klar bessere, denn so werden die Schallplatten auch hergestellt (“geschnitten”). Doch dafür ist ein Antrieb erforderlich, der absolut keinen Einfluss auf die abtastende, weich gefederte Nadel ausüben darf – ein extrem schwieriges Unterfangen. 1965 hatte sich Marantz, damals noch US-amerikanisch, als einer der ersten gewagt, ein solches System unter dem Namen SLT-12U zu entwickeln und anzubieten. 1969 folgte dann Matsushita (Technics) mit dem 100P, 1970 folgte dann die Marke Harman/Kardon mit dem Rabco SL-8. Alle diese Konstruktionen sind wirklich aufwändig und kompliziert und fanden wegen der dadurch extrem hohen Anschaffungskosten nur sehr gernge Verbreitung. Zudem waren diese Konstruktionen auch anfällig und empfindlich. Yamaha zeigte nun 1978, dass man das auch sehr solide, robust und zuverlässig bauen konnte. Dies gelang mit dem Modell PX-1 nachhaltig – wurde jedoch so teuer, dass von diesem genialen Plattenspieler, der nur im Heimatland Japan verkauft wurde, lediglich 1.834 Exemplare hergestellt wurden. Man entwickelte dann rasch kleinere, vereinfachte Modelle, namentlich PX-2 und PX-3, die dann in alle Welt in sehr viel größeren Stückzahlen vertrieben wurden und die auch heute noch häufig bei Liebhabern täglich Dienst tun. Diese beiden habe ich schon früher hier vorgestellt, der erste PX-1, den ich nun in Händen haben durfte, wird hier vorgestellt. Der zu Recht stolze Besitzer hat ihn direkt aus Japan importiert und musste lange warten, bis ihm ein Exemplar angeboten wurde. Billig war der ganz bestimmt nicht.

Der erste Blick in den geöffneten Boliden, lässt einen den Atem stocken. Etliche Platinen mit schier unzähligen Bauteilen türmen sich vor einem auf. Klotzen statt kleckern hieß hier wohl die Devise. Wie bei allen Modelle von Yamaha, die eine “1” tragen, wurden auch hier Maßstäbe gesetzt, die kaum ein anderes Unternehmen überbieten konnte. Der Plattentellerantrieb soll, laut einigen Quellen im weltweiten Netz bei der Firma Micro Seiki liegen. Da die Platine eindeutig aus anderem Material besteht, als die übrigen und zudem die Typenbezeichnung DOQ-15G1 denen von Micro-Plattenspielern stark ähnelt, könnte also tatsächlich etwas dran sein, an diesen Behauptungen – verbürgt ist das aber nicht. Viele IC’s und Relais arbeiten in dem nun bereits 40 Jahre alten Plattenspieler – es war, bis auf einen Taster jedoch nichts defekt – alles funktionierte zuverlässig. Dennoch wurden die Platinen gesichtet und nachgelötet. Diese beiden riesigen Hubmagneten sind für den Lift zuständig. Diese geschlitzte Lochscheibe führt den Tonarm manuell nach innen und aussen, indem die Lichtimpulse gezählt werden, die durch den großen silbernen Knopf (oben im Bild) von Hand durch drehen erzeugt werden. Das Gehäuse dieses mächtigen Plattenspielers besteht nicht aus Holz oder Kunststoff, sondern komplett aus Aludruckguss. Selbst diese Bodenplatte, die zudem auch zwei der höhenverstellbaren Füße beherbergt, ist aus diesem Material in 4mm Stärke. Dieser Deckel wiegt allein schon 2,6 kg! Dieser Fuß besitzt innen ein 8mm-Gewinde und ist dadurch in der Höhe stufenlos verstellbar. Er ist aus einem Alublock gegossen, der Gewindeeinsatz besteht aus Messing. Das Gegenstück zum Fuss am Boden der Zarge ist ebenso aufwändig gefertigt. Das 8mm-Gewinde ist lang genug, um selbst große Höhenunterschiede auszugleichen – ob das jemals notwendig sein sollte? Die Stromversorgung wurde, um jedliche Beeinflussung zur Wiedergabe auszuschließen, in einem eigenen Gehäuse untergebracht. Hier offen fotografiert. Allein das Netzteil bringt 5 kg auf die Waage Aus Platzgründen sind die Platinen übereinander angeordnet. Alles ist, wie überall an dem Plattenspieler, völlig überdimensioniert. Hier wurde an überhaupt gar nichts auch nur im Geringsten gespart! Der Plattenteller mit 31 cm Durchmesser wiegt allein schon 5,6 kg. Um ihn schonend aufsetzen zu können, werden zwei Gewindeschrauben mitgeliefert, an denen man gut anfassen kann. Er wurde poliert. Nun der erste Blick auf den ganzen Plattenspieler von außen – ein wahres Monster in seinen Abmessungen von 45 mal 50 Zentimetern – ohne Netzteil! Der Plattenspieler solo wiegt 27 kg. In jeder Hinsicht ein Superlativ! Alel Bedientasten sind größer als eine Daumenfläche. Die darunterliegenden Taster haben alle ein Schaltvermögen von 3 A, steuern jedoch lediglich, ohne Ströme zu schalten. Ein/Aus sowie Geschwindigkeitswahl (der PX-1 hat nur 33 und 45, was ja wohl auch für 99,9% aller Anwendungsfälle völlig genügt) befinden sich vorne links. Weiter rechts kann die Aufsetzautomatik für 30, 25 und 17 cm gewählt werden, oder die Schalplattenwiedergabe mit “CUT” jederzeit beendet werden. Noch weiter rechts gibt es noch zweit Tasten mit START und STOP beschriftet, die rein manuelle Bedienung starten und sich nur auf den Plattenteller-Motor beziehen. Oben links auf der Zarge kann die im Normalfall quarzgenaue Drehzahl noch von Hand über getrennte Stellräder gepitched werden. Hierzu ist die PITCH-Taste zu drücken. Das Pitchen ist durch ein Anzeigeinstrument, welches sich hinter einer großen, planen Lupe befindet, im Bereich von +/- 5% zu beobachten. Der Tonarm ähnelt zwar denen der kleineren Nachfolgemodellen PX-2 und PX-3 – ist aber ein sehr viel hochwertiger gebautes mechanisches Meisterstück. Solider geht es wohl nicht. Selbst bei den Kabeln hat man bei Yamaha nicht gespart, eines für den Anschluss zum Verstärker, das andere die Verbindung zur Stromversorgung. Hier nochmal das Netzteil zur Gänze abgelichtet, es ist genauso tief wie die Plattenspielerzarge. Entgegen der Behauptung (z.B. bei Hifi-Wiki) es seien nur 100 Exemplare hergestellt worden, trägt dieser hier die Serien-Nummer 1130, die wirkliche Stückzahl von 1834 hergestellten Exemplaren stammt aus verlässlicher Quelle. Ebenso der Verkaufs-Neupreis in Japan von 1978 mit 585.000 Yen, was damals kanpp 6.000,- DM entsprach. damals bekam man in Deutschland fast schon einen Golf (1) als Neuwagen dafür.

Ein solches Gerät zu besitzen, darf einen zu Recht mit Stolz erfüllen, insbesondere, wenn es, so wie dieser Plattenspieler, noch wie ein Neugerät zuverlässig funktioniert und dabei klanglich wohl kaum Wünsche offen lassen dürfte. Auch finanziell geht man mit dem Erwerb einer solchen Rarität kaum ein Risiko ein – im Gegenteil: bieten man den hier zum Weiterverkauf an, hat man bestimmt nichts vom Investierten verloren. Also in jeder Hinsicht: Glückwunsch!