Yamaha ist der weltgrößte Musikinstrumente-Hersteller der Welt. Die Firma existiert seit 1887 und beschäftigt heute rund 28.000 Mitarbeiter. Mitte der 1950er Jahre wurde eine Tochtergesellschaft
für den Bereich Motoren gegründet, Motorräder, Außenborder und Stromgeneratoren sowie Motoren für andere Zwecke werden seither als einer der Weltmarktführer hergestellt, sogar zeitweise in der
Formel 1. 1968 begann man mit der Entwicklung von Hifi-Geräten, die sich rasch einen sehr guten Ruf erwerben konnten. Seit 1972 wurden die Hifi-Geräte auch in Deutschland angeboten, von Rellingen
bei Hamburg aus. Die ersten Hifi-Geräte der Marke Yamaha waren für mich persönlich sehr zwiespältig: die angebotene Qualität gefiel mir äußerst gut, sowohl vom Klang her als auch von der Haptik –
spitzenmäßig! Und dann auf der Rückseite alles in DIN – keine einzige Cinchbuchse und keine Klemme für Lautsprecher. da haben die in Japan wohl gedacht, die Geräte für Deutschland müssten so
aussehen. Das hatte man jedoch schnell verstanden und korrigiert, die nächste Generation sah dann schon richtig international aus, die Qualität der Geräte blieb gleichermaßen gut. Rasch wurde die
Marke in Deutschland größer, wobei man streng darauf achtete, an wen man verkaufte. Niemals wurde versucht in die Breite zu gehen, um hohe Verkaufszahlen zu erreichen. Auch die Marge für die
Händler war immer besser als die der Konkurrenz, so dass die Händler dieser Marke immer treu blieben. Einzigartig in der Hifi-Branche ist wohl der Rückruf einiger Modelle, wegen der
Möglichkeit, dass dort verbaute Metallpapier-Kondensatoren der Marke Rifa (Made in Germany) in Flammen aufgehen können – und das nach über 27 Jahren nach Verkaufsende der Geräte! Man tauscht
diese Kondensatoren noch bis heute kostenlos aus. Dabei sind diese Kondensatoren, auch als “Knallfrösche” bekannt, auch in vielen anderen Geräten anderer Marken verbaut – aber dort hat es niemals
solche Rückrufaktionen gegeben. 2009 wurde übrigens die deutsche Niederlassung der Abteilung Hifi in Rellingen geschlossen, Vertrieb und Service erfolgen seither bei der
Musikinstrumenten-Abteilung. Glücklicherweise wurden alle Mitarbeiter übernommen.
1979 hatte man bereits den Hifi-Markt recht gut erobert und zählte zu den wichtigen, innovativen und großen Hifi-Herstellern mit sehr gutem Renommé. Man bot mehrere Reihen der Spitzenklasse an,
wobei die Ziffern der Namensgebung deren Rang innerhalb des Angebotes darstellten. Die 1 stand für das Beste, was möglich war, dann folgte die 2, dann die 4 und dann die 6 – alles innerhalb der
Spitzenklasse wohlgemerkt! Die Geräte mit einer 1 sind dabei heute so selten anzutreffen, wie sie damals teuer waren! Die hier heute vorgestellte Endstufe kostete als Monoblock mit 100 Watt
Ausgangsleistung seinerzeit 11.000,- DM pro Stück, unvorstellbar teuer!
Diese Endstufen sind in purer Class-A-Technologie gebaut. Bei dieser Technik fließt bereits in Ruhe (also ohne Ton) schon der maximale Strom, so dass diese Sorte Endstufen im Betrieb sehr, sehr
heiß werden und allgemein nicht so viel Ausgangsleistung haben, wie man glauben sollte, bei dem gegebenen Aufwand. Dafür fehlen die so genannten Übernahmeverzerrungen völlig und man sagt den
Class-A-Endstufen einen feineren, besser aufgelösten Klang nach. Die BX-1 leistet 100 Watt sinus an 4 oder 8 Ohm und wigt 18,9 kg. Wie gesagt: für Stereo benötigt man zwei davon, es handelt sich
um Monoblöcke.
Defekt war an denen glücklicherweise nichts, sie sollten überarbeitet werden. Durch die sehr hohe Betriebswärme fand ich Dutzende von kalten Lötstellen, die sicherlich über kurz oder lang
gefährlich geworden wären. Dies ist eine der Platinen, die das Netzteil beherbergt.
Die Treiberplatine lässt sich aufklappen, so dass man recht gut heran kommt. Es fällt der spiegelsymmetrische Aufbau auf – bei Stereoendstufen normal, aber das ist eine Mono-Endstufe. Welch ein
Aufwand!
Hier habe ich ein paar der kalten Lötstellen fotografiert – und das ausgerechnet noch mit der alten Kamera, die im Vergleich zur neuen Spiegelreflex, doch deutlich weniger darstellt. Genau
deswegen sehen die Lötstellen gar nicht so schlimm aus, wie in Wirklichkeit. Ab nächster Woche folgen dann bessere Fotos.
Noch mehr davon…
…es wimmelte von solchen Lötstellen.
Sechs PNP- und sechs NPN-Transistoren der Sorte 2SA1095 und 2SC2565 treiben den Monoblock an – das ist reichlich.
Da sind die anderen drei NPN’s.
Die berüchtigten Varistoren der Sorte VD1212 oder MV12 wurden gegen je zwei 1N4148 getauscht, so sollte viele Jahre nichts passieren.
Pro Endstufe sind da eine ganze Menge zu wechseln.
An diesen Endstufen ist ein ganze Menge einzustellen. Im Bild unten sind die Messklemmen zu sehen (in gelb an den Testpunkten fest geklemmt).
Es soll auf exakt 40 Volt eingestellt werden.
Der Ruhestrom ist gewaltig, er wird bei 8 Ohm auf 400mV und bei 4 Ohm gar auf 530mV eingestellt. Dann zieht die Endstufe 1,85 A aus dem Netz – ohne auch nur einen Mucks zu machen! Mit zwei
solcher Endstufen kann man einen kleinen Raum prima heizen.
Von außen sieht so ein Monoblock recht unscheinbar aus, sind aber ganz schön groß: knapp 50 cm tief, 27cm breit und 23 cm hoch, Gewicht 18,4 kg pro Endstufe.
Vorne gibt es Leuchtdioden, an denen man erkennen kann, ob sie im 4- oder 8-Ohm-Betrieb läuft. Die Protection-LED erlischt nach etwa 3 Sekunden.
Kühlfläche wird reichlich benötigt, bereits nach etwa 10 Minuten hat die Endstufe um die 50 Grad außen.
An der Seite gibt es noch eine Power-LED.
Hinten finden sich Klemmen für Ein- und Ausgang und eine Masseklemme.
Die Original-Lautsprecherklemmen, die bereits begannen zu verspröden, sollten gegen bananensteckerfähige Klemmen ausgetauscht werden…
…bitteschön, haben wir gemacht.
Die beiden Cinchbuchsen sind übrigens nicht für Stereo, obschon es ja so aussieht. Die eine ist für DVC, die andere für AC-Anschluss. Das bedeutet, dass an dem AC-Anschluss ein Koppelkondensator
zwischengeschaltet wird, der eventuelle Gleichspannung vom Vorverstärker (im Falle eines Defekts) fern hält, denn das kann die Endstufe und den Lautsprecher das Leben kosten. Bei DC geht man
dieses Risiko ein und hat dafür keine Beschneidung der Tieftonwiedergabe (betrifft freilich nur Frequenzen unterhalb von 5-10 Hz, die in der Musik eh nicht vorkommen).
Eine unglaublich seltene Endstufe, die heute von einem bekannten Gebraucht-Hifi-Händler mit vielen bunten Bildern für 12.000 Euro angeboten wird.