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Yamaha AX-500



!987 war das Jahr in dem der japanische Hersteller, bekannt nicht nur durch Hifi-Geräte, sondern mehr noch durch Musikinstrumente und Motorräder nebst Außenbordmotore und Stromerzeuger, seinen 100. Geburtstag feierte, denn 1887 wurde der Konzern gegründet. Zu diesem Anlass wurde das Hifi-Programm deutlich erweitert. Neben den Vor- und Endverstärkern im High-End-Bereich umfasste das Angebot so viele Vollverstärker, Tuner, Reiceiver, Kassettendecks, CD-Player, Plattenspieler und Lautsprecherboxen. Zusätzlich wurden seit diesem Jahr nun auch noch Digitale Signalprozessoren ins Programm aufgenommen, die durch zusätzliche hintere Lautsprecher Räume elektronisch darstellen konnten, so dass man Konzerte in große Hallen, Stadien oder Säle verlegen konnte. Dabei wurden die Nachhallzeiten der Räume elektronisch nachvollzogen, so dass der Eindruck entstand, der Nachhall käme von einer imaginär weit entfernten Rückwand, statt von der Zimmerwand hinter dem Hörer. Yamaha war darin Vorreiter, aber auch die üblichen, “normalen” Hifi-Geräte in allen Preislagen stachen durchweg durch anständige Qualität hervor und wurden vom ausgewählten Fachhandel, wegen der überdurchschnittlichen Marge und der stabilen Preise, sehr gerne verkauft.

Der heute vorgestellte AX-500, den es wahlweise in silber oder schwarz gab (wie nahezu alle Geräte des Jahrgangs), war für 698,- DM ein wirklich solider Verstärker, der mit 2 mal 120 watt sinus an 4 Ohm nach DIN kein Schwächling war und über eine umfangreiche Ausstattung verfügte. Er hatte noch kleinere Brüder (AX-300 und 400) aber auch stärkere und teurere Modelle (AX-700 und 900), die alle ganz ähnlich aussahen und sämtlich sehr gute Angebote für ihren Preis waren. Der AX-500 war also Mittelklasse, verdient es aber durchaus bewahrt zu werden und deswegen auch seine Vorstellung hier.

Das Gerät kam wegen der üblichen Alterswehwehchen zu uns, wirklich defekt war nichts. Der erste Blick ins Innere bestätigte durchaus den Verdacht, dass dieser AX-500 noch nie in einer Werkstatt war…

Er präsentierte sich so, wie ein Hifi-Gerät nach über 30 Jahren Benutzung eben ausschaut. Verglichen mit dem, was heute so angeboten wird, ist der Zustand fantastisch, denn kaum ein Geräte von heute dürfte nach 30 Jahren noch funktionieren (von so superteuren Geräte wie z.B. die der Marke Accuphase mal abgesehen). Staub und Schmutz überall, das ist normal – und hat mit der Funktion übrigens nicht das Geringste zu tun. Der Staub und der Schmutz hindern überhaupt nicht. Auch hinten alles völlig im benutztem Zustand belassen, so haben wir es am liebsten.
Denn, wenn da schon übertrieben sauber gemacht wurde, vielleicht auch noch mit irgendwelchen Wundersprays bearbeitet – dann wird es schwieriger. Die Platine ist kaum noch zu sehen – das Gerät spielt aber völlig normal, klingt allerdings ein ganz klein wenig wie “eingeschlafene Füße”. Alles staubig, oben sind ja auch Lüftungsschlitze, durch die der Staub ungehindert eindringen kann… …und wenn da in 30 jahren nie Staub gewischt wurde, dann sieht das halt so aus. Da muss sich niemand dafür schämen – alles in Ordnung. Auf dem Phono-MM/MC-Umschalter hatte sich besonder viel Staub angesammelt. ta der Funktion dieses Schalters aber keinen Abbruch.
Wir haben das gesamte Gerät nach einem ersten kurzen Test zunächst mit Pressluft komplett ausgeblasen. Danach wurden alle Schalter und Potis gründlich gereinigt (das haben wir schon sehr oft bildlich dargestellt, so dass wir hier darauf verzichtet haben. Zusätzlich wurden etlich Elkos gereinigt, viele Klebstoffreste um große Ekos herum entfernt und alle Platinen nachgelötet und gereinigt. Abschließend wurde noch der Ruhestrom der Endstufen eingestellt. Dann konnte mit dem Zusammenbau des völlig zerlegten Geräte begonnen werden Die demontierte Frontplatte wird mit Hlfe einer Zahnbürste und viel Fensterputzmittel geschrubbt, dann mit einem Baumwolltuch gereinigt und anschließend mit einem Mikrofasertuch poliert. Danach wird die Frontplatte wieder montiert. In der Zwischenzeit haben die Bedienknöpfe eine ausgedehntes Bad im beheizten Ultraschallbad (ebenfalls mit Fensterputzmittel) genommen. Nun sehen auch die Platinen wieder wie neu aus. Im Bild die Hauptplatine mit den Endstufentransistoren. Das ist der Phonovorverstärker mit dem MM/MC-Umschalter (nun ohne Staub). Erfreulicherweise hat man diese empfindliche Sektion direkt nach hinten an die Rückwand verlegt, damit die Signalwege möglichst kurz sind. Hier wurden etliche Elkos erneuert. Die Platine mit den Lautsprecherterminals beherbergt gleichzeitig die Umschaltung für die Lautsprechergruppen A und B. Alles wieder wie neu. Der ausreichend dimensionierte Netztrafo vorne im Bild, dahinter rechts die Siebelkos, die mit jeweils 12.000µF auch ausreichend groß sind. Die Matsushita-Endstufentransistoren sind sehr großzügig bemessen, die können 180V, 15A und 150W. Die Transitfreuquenz liegt bei immerhin 20 MHz. Da wundert es nicht, dass Yamaha den AX-500 mit einer Impulsleistung von über 200W pro Kanal angibt. Von außen gibt sich der AX-500 eher bescheiden und zurückhaltend. Er ist nicht besonders groß und wiegt nur 9,7 kg. Aber er hat es in sich… Die Front wirkt übersichtlich und aufgeräumt. In diesem Jahr begann Yamaha damit, die Frontplatte etwas zu zerklüften, um die Bedienelemente in sinnvolle Gruppen zu unterteilen. Alle Leuchtmittel sind bereits in LED ausgeführt, die Potis laufen satt und rasten in der Mitte. Die Loudness ist stufenlos einstellbar, verbunden mit einer kräftigen Pegelabsenkung, das ist eine Spezialität von Yamaha, die überaus sinnvoll ist. Denn die Klangveränderung soll schließlich nur bei geringer Lautstärke angewendet werden. Neben der Ausstattung einer Phonostufe, die wowohl für MM als auch MC-Systeme ausgelegt ist, gibt es auch einen Record-Out-Selector. Hier wird ausgewählt, von welcher Quelle gerade aufgenommen werden soll. Dies ermöglicht zum Beispiel das Überspielen einer Schallplatte, während man gerade eine wichtige Radiosendung verfolgt. Das Medium CD war 1987 noch recht neu (Markteinführung um 1983), so dass dem CD-Eingang große Beachtung geschenkt wurde. Der CD-Direkt-Schalter bewirkt, dass Klangsteller, Filter und Loudness sowie die Balance keinerlei Wirkung mehr haben. Zwischen dem CD-Eingang und der Endstufe befindet sich quasi nur noch der Lautstärkesteller. An der Rückseite des AX-500 erkennt man, die umfangreichen Möglichkeiten… neben Phono, finden sich Anschlüsse für CD, Tuner und Video/Aux, zusätzlich noch zwei Aufnahme-Wiedergabe-Geräte, also z.B. Kassettendeck und Bandmaschine. Rechts daneben gibt es noch einen überbrückten Anschluss, der mit “Accessorie” (Zubehör) überschrieben ist. Dort lässt sich z.B. ein Equalizer einschleifen – es ist aber kein Vorverstärkerausgang – dort herrscht ein immer gleicher Pegel. Die Klemmen können auch größere Kabelquerschnitte aufnehmen, wobei die dicken Leitungen zu den Lautsprechern herzlich wenig Sinn machen – aber das ist ein ganz anderes Thema.

Was dieser AX-500 alles bot, war enorm für die 698,- DM, die er damals nur kostete. Es war bereits der gelungene Einstieg in die gehobene Hifi-Welt. Ihn zu bewahren und mit Freude weiter zu benutzen ist daher schon fast Pflicht – es müssen nicht immer die größten und teuersten Geräte sein!