· 

Sony TA-E900 und TA-N900



1977 erschien der legendäre Vorverstärker TA-E88 für seinerzeit irrsinnige 3.000,- DM. Die dazugehörende Endstufe TA-N88B war V-FET-bestückt und ebenso legendär. Bis heute gesuchte Geräte, die auch heute wieder zu extrem hohen Preisen gehandelt werden. 1981 erschienen dann bei Sony die verbesserten Nachfolger. Die Endstufen nunmehr mit MOS-FET-Transistoren bestückt, der Vorverstärker mit mehr Möglichkeiten und besseren Daten. Diese Kombination ist heute kaum noch zu bekommen, falls ja muss man recht tief dafür in die Tasche greifen.

Mir war das seltene Glück zuteil, diese Kombination in Händen halten zu können und nach einer Durchsicht auch anhören zu können.

Jede dieser Mono-Endstufen ist mit einem Pulse-Schaltnetzteil ausgestattet. Daraus resultiert das relativ geringe Gewicht von nur 10,5 kg. Riesige Kondensatoren sind in der rechten Gehäusehälfte untergebracht. Die Leistungstransistoren sitzen auf einer heat-pipe, die von einem Tangentiallüfter ständig gekühlt wird, temperaturgesteuert. Oben links im BIld die Endtransistoren auf der heat-pipe, rechts davon die Treibertransistoren, von denen einer (in einer der beiden Endstufen) sich bereits selbst fast ausgelötet hatte. In den blauen Kästen befinden sich Module. Hier die Endtransistorem mit den Ausgangswiderständen aus der Nähe. In diesem geschlossenen Gehäuse befindet das Schaltnetzteil. Vorn an der Front gibt es eine Softstarteinrichtung, nebst einer Mutingschaltung, die per Leuchtdiode und Fototransistor ständig kontrolliert, ob am Eingang noch Netzspannung anliegt. Falls diese ausfällt (oder auch abgeschaltet wird) wird der Ton sofort am Eingang der Endstufe stumm geschaltet. Der Vorwiderstand der LED ist ein 2 W-Widerstand in 18kOhm, der direkt an der Netzspannung hängt. Merkwürdigerweise war bei beiden Endstufen Qualmentwicklung an diesen Widerständen zu beobachten. Durch neues Einlöten dieser Widerstände qualmte nichts mehr. Die Endstufen sind sehr flach (8 cm) und schlicht. Statt des Silber der Vorgänger dominiert nun eine bräunliche Farbe, der ansonsten verblüffend ähnlich gestylten Modelle. Nichts zu bedienen, nur ein Power-Schalter… …der mit einer grünen Leuchtdiode versehen ist. Die Cinchbuchsen lassen dem Anwender die Wahl, ob er einen Kondensator zur Sicherheit vor den Eingang der Endstufe schalten möchte. Dann wählt er C-COUPLED, ohne diesen Kondensator würde die Endstufe auch Gleichspannung verstärken. Mit dem Kondensator wird der Frequenzgang unterhalb von 5 Hertz mit 6dB/Oktave abgeschnitten – na, wen das stört… Daneben befinden sich die großen Lautsprecherklemmen, die auch sehr dicke Kabel aufnehmen können, sogar Bananenstecker (quer). Die Endstufe darf mit Lasten bis herunter zu 2 Ohm betrieben werden, dazu gibt es diesen Schalter an der Rückseite. Offiziell leistet die TA-N900 zweihundert Watt sinus an 2 bis 8 Ohm (begrenzt durch das Schaltnetzteil), wir haben bei 220 Watt an 8 Ohm aufgehört zu messen, obschon das Signal noch immer völlig unverzerrt war. Da wäre noch einiges mehr gegangen, jedoch war mein Trenntrafo schon am Limit, denn da wurden knapp 3 A aus dem Netz gezogen. Auch der dazugehörige Vorverstärker TA-E900 ist eine absolute Augenweide. Er ähnelt dem TA-E88 schon sehr und ist nach dem gleichen Konzept in strengstem Doppel-Mono völlig symmetrisch aufgebaut. Hier der Blick von unten in den geöffneten Vorverstärker. Auch im Vorverstärker gibt es viele dieser Module in den blauen Kunststoffkästen. Bis auf einige Fujitsu-Relais funktionierte glücklicherweise alles perfekt. Selbst das (völlig überdimensionierte) Netzteil ist doppelt vorhanden – für jeden Kanal eines- Wobei jedes Netzteil vermutlich auch zehn Kanäle antreiben könnte, von der Leistung her kein Problem. Receiver mit 2 mal 20 Watt Ausgangsleistung haben manchmal schwächere Netzteile… Diese genialen Dreh-Schiebeschalter finden sich auch im TA-E88. Alle funktionierten noch ohne jedes Kontaktproblem. Das ist eins der ausgewechselten Relais, wir verwenden diese Sorte von Omron, als Ersatz für die durchsichtigen Fujitsu 221-Relais. Der TA-E900 Vorverstärker ist optisch vollständig an die Endstufen angepasst. Alle Anschlüsse befinden sich oben in der Mitte, was sehr kurze Signalwege ermöglich. Für die Zuleitungen gibt es einen Kanal zur Rückseite, so dass man auch mit etlichen Kabeln noch uneingeschränkt stapeln kann. Die Front ist sehr übersichtlich gestaltet und hat so wenig wie möglich Bedienelemente. Der Netzschalter ist identisch mit denen der Endstufen, darunter der Kopfhöreranschluss, rechts daneben das Volume-Poti. Daneben in einer Reihe, die Auswahl zwischen zwei Ausgängen (man kann also vier Endstufen anschließen), das Balance-Poti der Stereo-Mono-Schalter und ein Monitor-Schalter. Dort lassen sich zwei Tapes anschließen, dann kommt ein Schnell-Umschalter zwischen TUNER, AUX und PHONO, wobei Phono doppelt vorhanden ist und sowohl in Verstärkung, Kapazität und Eingansgimpedanz anpassbar sind. Unten gibt es noch ein Subsonic-Filter. Die Phonoeingänge sind bis 0,015mV empfindlich (Headamp) und können bis zu 180mV Eingangsspannung unverzerrt verstärken.

Hier nun zum Abschluss alle drei Geräte (aufgestellt wie im Katalog von 1981 abgebildet) in wirklich sehr gutem Zustand. So etwas zu besitzen erfüllt denjenigen berechtigt mit großem Stolz – hat er doch rund 30 Jahre danach getrachtet und sieht diesen lange gehegten Wunsch nun in Erfüllung gegangen. Ganz herzliche Glückwünsche von mir dazu!

Ich muss sagen, nur kurze Zeit des Hörens hat mich überzeugt, dass es sich hierbei wirklich um absolute Spitzenklasse-Geräte handelt, die kaum ernsthafte Konkurrenten zu fürchten haben.