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Sony TA-1055


Im Jahr 1970 gründete der Markenriese Sony seine Niederlassung in Deutschland – und zwar in Köln. Bis dahin wurden die Produkte vom Hersteller ELAC in Kiel vertrieben. In dieser Zeit hatte man sich bereits einen wirklich guten Namen im Hifi-Sektor erarbeitet. Mit Geräten wie der Endstufe TA-3200, dem Vorverstärker TA-2000F, dem Plattenspieler PS-1800, dem Tonarm PUA-286 und dem Receiver STR-6120 spielte man bereits in der damaligen absoluten Spitzenklasse weltweit mit. Dieser Bereich wurde später als High-End bezeichnet und war nur gut betuchten Menschen zugänglich, da diese Geräte alles andere als erschwinglich waren. 1973 begann man bei Sony das untere Preissegment der Hifi-Szene zu erobern, ohne die gewohnt hohe Qualität der Geräte zu vernachlässigen.

Unter anderem wurde in diesem Jahr (1973) als Einsteigermodell der hier vorgestellte TA-1055 für 648,- DM angeboten. Immer noch nicht wirklich billig, aber für einen Sony durchaus preiswert. Der Verstärker leistet 2 mal 27 Watt Sinus an 4 Ohm und wiegt 6,2kg.
Auch für heutige Verhältnisse sieht dieser kleine Verstärker klassisch gut aus und wirkt mit seinem folierten Holzgehäuse wirklich nicht billig. Schade finde ich die vier Schiebepotis – aber genau die waren seinerzeit gerade stark in Mode.

Das Exemplar, dass zu uns kam hatte einen abgebrochenen Netzschalter, das abgebrochene vordere silberne Teil war nicht mehr vorhanden. Um dieses zu ersetzen haben wir von einem Spendergerät, einem Harman/Kardon Model 150+ einen Druckknopf entnommen, dessen Optik und Abmessungen weitgehend dem Original entsprechen. Lediglich die Rillen an der Aussenwand des Knopfes fehlen. Um dem Ganzen ausreichend Halt zu geben, habe ich eine Messingstange mit 3,5mm Durchmesser zu zurecht gesägt, dass diese einerseits innen in den neuen Knopf passte und andererseits auch in den abgebrochenen Stumpf. Das Konstrukt wurde mit 2-Komponenten-Kleber zusammengefügt und mit Tesafilm fixiert. Nach zwei Stunden war die Verbindung so stabil wie der Knopf früher. Und es sieht fast wie original aus.
Ein Blick ins Innere des Verstärkers, der im Übrigen ganz ordentlich funktionierte, ließ mich dann doch etwas erschrecken. Offenbar hatte jemand mit dem Kleinen ordentlich Party gemacht und dabei beide Endstufen gehimmelt. Ich fand einen Treibertransistor BD139 aus deutscher Produktion und einen verbrannten Widerstand, der immerhin noch funktionierte, obschon er gar nicht danach aussah. Zudem waren alle vier Endtransistoren durch pakistanische (CDIL)
TIP41 bzw. 31 ersetzt. Die Lötstellen der ersetzten Transistoren sahen furchtbar aus – wer arbeitet bloß so? Also wurde alles durch Original-Bauteile (2SA1124 als Treiber und 2SC1061 als Endtransistoren) ersetzt und die vier Widerstände gegen kleine 1W-Typen ersetzt und hochgelegt montiert. Auch wurden alle Elkos unter 16V Nominalspannung erneuert, auch im Phonovorverstärker, der bereits durch ein Stereo-IC realisiert ist. Dann wurde die Platine komplett gereinigt und von sämtlichen Lötrückständen befreit. Auc wurden alle Schalter und Potis gereinigt und versiegelt, die Achsen der Schiebepotis wurde bei dieser Gelegenheit gerichtet, da sie etwas schief standen. Auch das folierte Holzgehäuse wurde aufgehübscht, die abgebrochenen Stellen können wir natürlich leider nicht ersetzen. Der Besitzer dieses Geräte wünschte zudem modernere Lautsprecher-Anschluss-Terminals, die er bereits mitlieferte. Diese passten ganz wunderbar in die Öffnungen und können somit jederzeit wieder gegen die Original-Terminals zurückgetauscht werden. Der Verstärker behält dadurch seinen Sammlerwert. Am Ende wurde das Gerät noch auf 240V umgestellt und gründlich gereinigt, dann konnte es wieder zurück zu seinem Besitzer.