Die Marke ONKYO wurde bereits 1946 gegründet mit dem Namen Osaka Denki Onkyo, wobei das Wort Onkyo für “Elektroakustik” steht und deswegen auch in anderen japanischen Firmennamen vorkommt, aber
nichts mit der Marke Onkyo zu tun hat. Zunächst wurden dort Tonarme für Plattenspieler produziert, aber auch an neuen Wegen im Lautsprecherbau und an Tonabnehmern geforscht. Folgerichtig kam
dieser Hersteller bald mit eigenen Plattenspielern und Lautsprecher-Chassis auf den Markt, die sich rasch einen sehr guten Ruf erwerben konnten. 1957 wurde der erste Kugellautsprecher verkauft
(später von JVC und Grundig kopiert), 1960 sogar der erste Aktivlautsprecher mit MFB (Motional Feedback – später u.a. von Philips und Backes & Müller bekannter geworden) unter dem Namen MX-8P
vermarktet und 1966 entwickelte man das erste Tisch-Stereo-System ST-55, wobei es sich um einen AM/FM-Receiver mit oben eingebautem Plattenspieler handelte. Bis dahin wurden nur “Konzertschränke”
bzw. “Musiktruhen” angeboten oder Radios mit eingebauten Lautsprechern. Die ST-55 dürfte also der eigentliche Urahn unserer Komponenten-Hifi-Anlagen sein. 1972 wurde der deutsche Ableger in
München eröffnet, der maßgeblich von dem charismatischen Alexander Wiesbauer geleitet wurde. Er sorgte dafür, dass die Marke Onkyo in Deutschland einen sehr guten Ruf erhielt. Leider verstarb er
viel zu früh. Mittlerweile wurden die Mitbewerber TEAC und Pioneer (allerdings nur der Bereich Home-Hifi!) von Onkyo übernommen. Erstaunlich, dass sich ein so kleiner Hersteller so lange halten
konnte und finanziell immer noch gesund ist. Onkyo hat welweit nur rund 4.500 Mitarbeiter und zählt daher eher zu den kleineren Betrieben.
Der CP-1057F ist ein Vollautomat von 1986. Er ist das Spitzenprodukt dieses Jahrgangs – genannt Integra. Ein Schwergewicht von 8,8 kg mit einem 33cm-Plattenteller und einem leichten, geraden
Tonarm. Das 2-Motoren-Gerät wurde erfolgreich in den einschlägigen Zeitschriften besprochen. Er wird noch heute für ziemlich hohe Preise angeboten. Der Direktantrieb ist quarzgeregelt und hat nur
0,023% Gleichlaufschwankungen.
Dieses Exemplar kam zu uns und hatte zwei der drei üblichen Probleme. Entweder ist der Lift-Schalter defekt, das Zahnrad in der Tonarmmechanik hat sich aufgelöst oder das System hat eine
Spulenunterbrechung – fast alle CP-1057F leiden an mindestens einem der drei Symptome. Das Zahnrad war glücklicherweise in Ordnung. Ersatz dafür gibt es aber in den USA auf ebay für rund 20 Euro.
Der von unten geöffnete Plattenspieler zeigt oben rechts die Steuerung, in der Mitte den Direktantrieb und unten rechts die Tonarm-Antriebsmechanik.
Dort sitzt auch der zweite Motor (mit dem grünen Klebeschild), der über eine Schnecke, dem anfälligen Zahnrad auf das große Rad mit Gummireifen den Tonarm bewegt und einem Kurvenrad (zwischen
Motor und Hubmagnet) den Lift steuert.
Links neben dem Kurvenrad befindet sich der Lifter-Schalter, der auch sehr gern seinen Dienst quittiert. Leider bekommt man ihn nicht mehr als Ersatz. Der Nocken vorne am Schalter löst sich
gerne, da der Kunststoff versprödet, zudem leidet der Schalter an Kontaktschwäche. Wir haben den Nocken mit 2-Komponenten-Kleber wieder fixiert und den Schalter mechanisch ausgerichtet und die
Kontakte gereinigt. Dann lief die Mechanik wieder so, wie es sein soll.
Der Plattenspieler hat ein gefedertes Subchassis, ist bei Japanern eher selten. Der Mittelteil unter dem Plattenteller und die Tonarmbasis sind gegenüber dem Gehäuse federnd aufgehängt.
Der große Plattenteller aus Aluminium-Druckguss ist gold eingefärbt, was die Wertigkeit unterstreichen soll.
Der massearme, gerade Tonarm ist daher auch für System mit höherer Nadelnachgiebigkeit durchaus geeignet. Onkyo hat diesen Plattenspieler mit einem Audo-Technica AT-UL3 ausgestattet, um den
damaligen Dual-Geräten mit deren ULM-System (von Ortofon) paroli zu bieten, es handelt sich um einen MC-Abtaster (MC= Moving Coil) mit einem Ausgangssignal von nur 0,4mV/cm – also wirklich ein
leises System, welches zwingend einen Vorvorverstärker benötigt. Die AT-UL3 haben jedoch die unangenehme Eigenschaft an Spulenunterbrechungen zu leiden, in diesem Fall sogar beidkanalig! Es kam
also kein einziges Tönchen mehr heraus. So wurde ein Ersatzsystem eingebaut. Der Besitzer des Gerätes hat sich für das preisgünstige AT-95E entschlossen, welches klanglich aber durchaus auf hohem
Niveau spielt.
So schaut das neu eingebaute AT 95E aus, ein MM-Tonabnehmer MM=Moving Magnet) mit einem Pegel von 4,5mV/cm also rund 11mal so laut ist, wie das AT-UL3. Es muss also an den “normalen” Phonoeingang
(ohne den Vorvorverstärker) angeschlossen werden.
Eine Stroboskopanzeige zeigt stets absoluten Stillstand – quarzgeregelt. Man sucht also Pitch-Steller (variable Geschwindigkeit) vergeblich.
Vorne gibt es getrennte Auswahl für Drehzahl und Plattengröße, gut zum Abspielen von Maxisingles mit 30cm Durchmesser, aber 45 Umdrehungen.
Rechts gibt es noch drei Tasten, Search dient zum Schwenken des Tonarms nach innen, Cueing bedient den Lift und Play/Reject startet oder beendet den Vorgang. Einen rastenden Repeat-Schalter für
Dauerwiedergabe gibt es auch noch.
Zusätzlich zu der Subchassisfederung sind noch sehr große Federfüße am Gehäuse angebracht – somit dürfte der CP-1057F wirklich nicht erschütterungsempfindlich sein.
Die Tonarmlagerung ist wirklich hochwertig verarbeitet und leichtgängig wie am ersten Tag, da wackelt nichts.
Mit der Haube, die übrigens während des Plattenspielens stets geöffnet sein soll, um subsonische Frequenzen vom Tonabnehmer fernzuhalten, sieht der Vollautomat wieder komplett aus. Bei
Nichtbenutzung also stets schließen, während der Benutzung immer offen halten.
Wieder einer, der noch viele Jahre Freude machen wird. Andere Werkstätten sind oft schnell mit der Aussage, dass man da nichts mehr machen kann, weil es keine Ersatzteile mehr gibt.