Die Marke NAD, die seit 1972 Hifi-Geräte unter dem Namen New Acoustic Dimension vertreibt, wurde seinerzeit von Martin L. Borish gegründet, der dies jedoch nicht allein bewerkstelligte, sondern
vereint mit etlichen Importeuren aus ganz Westeuropa, die auch finanzell alle an NAD beteiligt waren, lediglich organisierte. Die Idee, die dahinter steckte, war einfach die, dass man hochwertige
Hifi-Geräte zu sehr günstigen Preisen anbieten wollte. Die großen Hersteller in Fernost diktierten die Einstandpreise der Importeure, diese hatten dadurch wenig Spielraum bei der
Preisgestaltung. NAD wurde als reine Vertriebsfirma konzipiert, man ließ die Geräte einfach bei Auftragsherstellern bauen und engagierte für die Entwürfe den renommierten skandinavischen
Entwickler Bjørn Erik Edvardsen, der die Geräte überwiegend spartanisch ausstattete, um dadurch Geld zu sparen. Die ersten Serien wurden noch von Foster Electric (später Fostex) in Japan gebaut.
Später verlegte man sich auf unbekanntere Hersteller in Taiwan – bis heute. Der Verstärker 3020 war das erfolgreichste Gerät von NAD, davon wurden über eine Million Stück produziert. Hierzulande
wurde der kleine Verstärker für 398,- DM verkauft und darüberhinaus wurden ihm sagenhafte Klangeigenschaften nachgesagt.
Der hier heute beschriebene Receiver von NAD ist das Modell 7080, welches in der Tat sehr selten anzutreffen ist. Hier wurde nichts an Bedienelementen weggelassen, dafür offenbar sehr preiswert
in Taiwan gefertigt. Auf den ersten Blick wirkt der Receiver recht billig gemacht, der Klang, der am Ende von den Lautsprechern zu hören war, lässt einen aber gnädig darüber hinweg sehen, denn
das ist wirklich beeindruckend. Der Receiver stammt etwa von 1978, wiegt satte 17,5 kg und ist mit zwei mal 90 Watt sinus an 8 Ohm, nach DIN waren dies sogar 2 mal 160W an 4 Ohm! Ich konnte nicht
heraus finden, wie teuer dieser Receiver seinerzeit war. Es ist jedoch das größte Modell der 7000er Reihe, deren Receiver 7020, 7040, 7060 und 7080 hießen.
Dieses Exemplar hatte etliche Fehler: ein Instrument saß fest, Klang und Empfang waren verzerrt, aussetzend und muffig – am Schlimmsten aber war, dass es aus den Lautsprechern laut brummte – auch
bei zugedrehtem Volume-Poti. So sah das auf dem Oszilloskop aus (0,2V/cm direkt am Lautsprecherausgang abgenommen, bei Volume null):
Also zunächst mal die Railspannungen der Endstufen geprüft – starkes Brummen. Die beiden Siebelkos waren nicht mehr original. Im Service Manual steht tatsächlich 22.000µF/63V oder 15.000µF/63
(dort steht auch Transistoren verschiedentlich z.B. BD139 oder 2SC…). Die eingebauten Elkos waren jedenfalls beide schon am Auslaufen, wie man auf dem Foto in der Mitte der Elkos gut erkennen
kann.
Brummte aber immer noch, also noch die Dioden des Gleichrichters erneuert.
Hier eingebaut.
Danach war das Brummen wesentlich leiser, aber noch nicht weg. Erst die Erneuerung des Gleichrichters für den Vorverstärker und die dazugehörenden Siebelkos brachtenden gewünschten Erfolg – dann
sah es am Lautsprecherausgang so aus:
Hier nochmal die beiden erneuert Siebelkos, ich habe als Kompromiss 18.000µF in 80V verwendet, die passten auch mechanisch wunderbar.
Als nächstes kam das Mittenanzeige-Instrument an die Reihe. Dieses war so schwergängig, dass die kleinen Spannungsschwankungen aus dem Tuner es nicht mehr zu Ausschlägen bewegen konnte. Eine
mechanische Bearbeitung machte es wieder leichtgängig.
Der Entstörkondensator am Netzschalter hatte es wohl auch hinter sich und wurde erneuert. Immer darauf achten: es muss X2 auf dem Kondensator stehen.
Das ist der Gleichrichter für den Vorverstärker, der wurde auch erneuert.
Der Hersteller dieses Gerätes in Taiwan, ist wohl eher unbekannt. Fulet in Kuotiang??
Eine umfassende Schalter- und Poti-Kur, der Austausch aller Elkos mit einer Nominalspannung von unter 16V und die Reinigung des Drehkondensators nebst Abgleich des FM-Teils wurde noch
vorgenommen. Eine Ruhstrom- oder Offset-Einstellung gibt es am 7080 nicht, dies reguliert ein IC in jedem Kanal.
Die Platinen fallen sofort durch das Fehlen jeglichen Lötstopplackes auf, der sich an jedem japanischen findet (meist in grün). Da muss man beim Löten aufpassen, dass man keine Brücken zur
Nachbarleiterbahn baut.
Die kräftige Endstufe ist mit jeweils zwei 2SB539B und 2SD287B ausgestattet, das sind zu dieser Zeit sehr häufig verwendete Leistungstransistoren der Marke NEC (Nippon Electric Company) –
Transitfrequenz immerhin 15 MHz.
Hier ist teilweise das Empfangsteil (oben) und der Phonovorverstärker (unten) zu sehen, immerhin finden sich sechs Transistoren pro Kanal dort.
Der Drehkondensator (4-Gang-FM) sieht aus wie der übliche Alps, den sehr viele Geräte damals hatten, der Aufdruck Alps fehlt jedoch (Nachbau oder Lizenz?)
Die Treiber der Endstufen haben ein ungewöhnlich großes Kühlblech. Auch dort japanische NEC-Transistoren.
Der Netztrafo dieses Multi-Spannungs-Gerätes ist reichlich dimensioniert und kräftig am Gesamtgewicht des Receivers beteiligt. Hier wurde auf 240V umgestellt.
Eine Gesamtansicht von oben nach Beendigung der Arbeiten.
Hier mal alle ausgewechselten Teile: das Netzkabel (mit umwickelter Lüsterklemme) und das Lautsprecherrelais wurden natürlich auch erneuert.
Von aussen präsentiert sich der 7080 in schwarzer Folie.
Die Front ist in einem sehr dunklen braun gehalten, fast schwarz.
Die beiden auffälligen gelben Instrumente, es bewegen sich nun wieder beide.
Die Skala mit den Leuchtdioden darüber, die anzeigen, welche Quelle gerade gewählt ist.
Links der Wahlschalter für die Lautsprecher, darüber zwei Kopfhörerbuchsen (!).
Das abschaltbare Klangregelteil mit wählbaren Einsatzfrequenzen.
Neben zwei Phonoeingängen, einem Mikrofon und einem Reserveeingang verfügt der Receiver auch über zwei Tape-Anschlüsse mit Kopierschaltung in beiden Richtungen.
Rechts neben dem Volume-Steller die beiden Tape-Monitor-Schalter. Darüber der Mikrofoneingang.
Auf der Rückseite finden sich Antennenanschlüsse in Koax und als Klemme.
Die übrigen Anschlüsse in Cinch, Tape 1 zusätzlich auch in DIN. Die FM-Deemphasis ist zwischen 75 und 50µs von aussen umschaltbar.
Der Receiver ist zwischen Vor- und Endverstärker auftrennbar, da bleiben kaum Wünsche offen.
Trotz der wenig hochwertigen Verarbeitung, kann sich das Gerät wirklich hören lassen und muss sich keineswegs hinter Markengeräten der bekannten Hersteller verstecken. Wer so eines besitzt, darf
sich glücklich schätzen, denn die sind wirklich sehr selten anzutreffen.