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Harman/Kardon HK825 und HK870



Im November 1984 erschien veröffentlichte die Zeitschrift Audio einen Vorverstärker-Vergleichstest der 1.000,- DM-Klasse. Der HK825 ging eindeutig als Testsieger hervor, obschon man Abstriche bei der Verarbeitungsqualität erkannt hatte. Als einziger Mitbewerber hatte der Yamaha C-60 ebenso ein “ausgezeichnet” für den Klang eingeheimst, aber nur dieser erhielt dasselbe Prädikat auch für die Verarbeitung. Der Yamaha war jedoch 200,- DM teurer als der Harman, der für die Verarbeitung nur ein “durchschnittlich” erhielt. Dafür zeichnete man den HK825 mit einem “ausgezeichnet” für das Preis-/Leistungs-Verhältnis aus – und kürte ihn zum Testsieger. Der gute Ruf für einen besonders guten Klang begleitet die Harman-Geräte dieser Zeit seither und dieser Ruf hält sich hartnäckig. Die dazugehörige Endstufe ist das Modelle HK870, beide waren bei uns zur Überarbeitung bzw. Instandsetzung und werden hier heute vorgestellt.

Den Vorverstärker hatten wir im letzten Jahr bereits vorgestellt, jedoch in schwarz und konnten diesen seinerzeit auch nicht korrekt fertig stellen, da auch bei diesem Exemplar die Phonoumschalter defekt waren, wofür es leider keinen Ersatz gab und selbige in dem Gerät bereits fehlten. Das heute gezeigte Exemplar ist in champagner gehalten und konnte noch beide Phonoumschalter vorweisen – beide jedoch ebenso defekt.

Der erste Fehler, der beseitigt werden musste, äußerte sich darin, dass der Vorverstärker nach dem Einschalten blinkte (die Leuchtdioden für Power und den gewählten Eingang), jedoch keinen Ton von sich gab. Das oben gezeigte Relais gab den Ton nicht frei. Zunächst haben wir die Masse vom Relais getrennt und konnten sofort hören , dass ein Kanal einwandfrei spielte, der andere blieb stumm. Ein Check mit dem Oszilloskop ergab auch gleichspannungsfreie Signale im Ausgang. Während wir noch auf der Suche nach dem möglichen Fehler im Schaltplan waren (zwischendurch klingelte auch noch das Telefon und ein Kunde erschien, um sein Gerät abzuholen) ergab ein Blick auf den Vorverstärker, dass das Blinken aufgehört hatte – nach etwa 30 Minuten. Einmal ausschalten und wieder ein – erneutes Blinken, welches nach rund 30 Minuten aufhörte. Aha! Das Zeitglied, welches für die gewollte Zeitverzögerung nach dem Einschalten zuständig ist, das war defekt. Denn: der Vorverstärker soll nach einer Wartezeit von 4-5 Sekunden des Blinkens dann den Ton hörbar durchschalten und das Blinken einstellen. Kleine Ursache- Riesenwirkung: der kleine 10µF-Elko oben im Bild hatte keine Kapazität mehr… Dies sind die erwähnten Phonoumschalter vom Hersteller Mitsumi. Offenbar sind die Drähte der Spulen zu schwach dimensioniert, denn alle Schalter, gesteuert von einem Hubmagneten, die wir bisher sahen, hatten Kurzschluss und saßen mechanisch fest. Wir haben daher mal einen solchen Schalter geöffnet und den Hubmagneten untersucht. er ist an einer der beiden Spulen in der Mitte verbrannt. Der Stößel in der Mitte lässt sich auch mit Gewalt nicht mehr bewegen. Bisher hatten wir keine Lösung, um diese defekten Schalter instand zu setzen oder zu erneuern. Die Kollegen von der Hifi-Zeile in Worpswede haben zum Glück, weil die so viele HK825 aufarbeiten, zwei Ersatzplatinen entwickelt, die die Mitsuimi-Schalter perfekt ersetzen. Die Platinen passen mechanisch und elektrisch perfekt und die verkapselten Relais sorgen für jahrelangen, völlig störungsfreien Betrieb. Man kann diese Umschalter, zusammen mit dem Muting-Relais als Satz für unter 100,- Euro bei der Hifi-Zeile (auch auf ebay) erwerben. Wir können diese Ersatzschalter nur empfehlen! Das ist das Stummschaltrelais (Muting) im Ausgang des Vorverstärkers. Es arbeitet zwar als Öffner und legt im Fall der Stummschaltung beide Ausgangssignale auf Masse – wir tauschen diese Relais aber dennoch mit aus, weil diese Fuji-Baureihe sich als recht unzuverlässig erwiesen hat – sicher ist sicher. Deshalb liefert die Hifi-Zeile ein Ersatzrelais auch gleich mit, denn auch dieses Relais ist nicht mehr erhältlich. Wir haben aber für diese Sorte Relais selbst entwickelte Ersatzplatinen und haben daher eines von unseren Ersatzrelais eingebaut. Diese Sorte von Omron hält erfahrungsgemäß sehr lange und fällt so gut wie nie aus. Nachdem zusätzlich zu den Relais und der Verzögerungsschaltung auch alle Schalter und Potentiometer gereinigt waren, konnten wir die Elkokur in Angriff nehmen. Bei den Harman-Geräten dieser Zeit waren rote Elkos der Sorte Elna for Audio weit verbreitet. Diese Sorte fällt überdurchschnittlich häufig aus, so dass wir diese weitgehend austauschen. Zusätzlich sind die größeren Elkos auch noch auf der Platine verklebt und die großzügig verteilten Klebespuren sind recht aggressiv und fressen im Lauf der Jahrzehnte besonders Metalle an und können sogar Bauteildrähte komplett unterbrechen. Wir entfernen daher sorgfältig alle Klebereste und bauen erst dann einen neuen Elko ein. Wir verwenden Elkos der Marke Nichicon, mit denen wir sehr gute Erfahrungen gemacht haben. Im Internet findet man häufig Hinweise darauf, dass Elkos der Marke Panasonic, Typ FC besonders gut für Hifi-Geräte seien, insbesondere aus klanglichen Gründen. Wir halten das für ein Mysterium, welches keinen realen Hintergrund hat, zumal die allermeisten Elkos gar keinen direkten Einfluss auf die Tonsignale haben. Nachdem alle neuen Bauteile an ihrem Platz sitzen, wird die gesamte Platine gründlich mit LR (ein spezieller Leiterplatten-Reiniger von CRC Industries) gereinigt, so sieht man nachher kaum noch, wo gelötet wurde. So schaut der offene Vorverstärker von oben aus. Die Schalter liegen alle in der Nähe der Cinchbuchsen, was für kurze Signalwege sorgt. Hier sind alle erneuerten Bauteile zu sehen, die in der Steuerung defekt waren – verursacht durch die Kurzschlüsse in den Hubmagneten der Phonoumschalter. Das sind alle erneuerten Elektrolytkondensatoren. Man kann bei den größeren noch gut die Klebstoffreste erkennen. So schaut der Vorverstärker von außen aus – eher unscheinbar. Die Front ist recht übersichtlich, eine besondere Wertigkeit strahlt dieses Gerät leider nicht aus, trotzdem die Front komplett aus Alu ist, wirkt es ein wenig wie Kunststoff.
Es überzeugt eher mit der sehr umfangreichen Ausstattung. Neben dem Netzschalter befindet sich das Klangstellteil, welches einen kompletten Abschalter (tonedefeat) oder jeweils zwei wählbare Einsatzfrequenzen bietet. Daneben finden sich noch Subsonic und Höhenfilter, sowie der Balancesteller, der übrigens auch erneuert wurde, da ein Kanal an dem Poti eine Unterbrechung hatte. Für die beiden anschließbaren Tapes gibt es neben dem zweifachen Monitorschalter auch noch eine Überspieleinrichtung in beide Richtungen. Die jeweils gewählte Stellung des Tape-Monitor- als auch des Eingangs-Wahlschalters wird durch rote Leuchtdioden angezeigt. Ganz rechts findet man den Lautstärkesteller sowie einen vierstufigen Phono-Impedanz-Schalter für MM-Systeme und einen Umschalter für MM oder MC.
Jeder Umschaltvorgang wird von einer kurzen Tonunterbrechung begleitet, die gleichzeitig durch Blinken der LED angezeigt wird. Auf der Rückseite befinden sich ausschließlich Cinch-Buchsen (1984 waren DIN-Buchsen bereits nicht mehr üblich, selbst bei euröpäischen Herstellern kamen diese seinerzeit schon langsam aus der Mode). Die für die beiden Phonoeingänge sind sogar vergoldet.

Die blumigen Klangbeschreibungen aus der Audio vom November 1984 über diesen Vorverstärker lesen sich so: “Solche Probleme (Ausgangsimpedanz des Cabre AS-41) kennt der Harman Kardon HK825 nicht. In der räumlichen Wiedergabe ähnelt er stark dem Cabre, bildet sogar die Raumtiefe noch klarer ab. Für einen Vorverstärker dieser Preisklasse fast schon sensationell ist die Selbstverständlichkeit mit der Harman Kardons Kleinster selbst schwierigste Musikprogramme meistert. Die Bässe blieben so straff, daß Ray Brown sein wahre Freude daran hätte. Die Höhen, insbesondere die kritischen Beckenschläge gab der 825 gleichzeitig weich, klar akzentuiert und mit dem gewissen Effet wieder” (Hans-Günther Beer). In der Überschrift des Vergleichtests streht gar: “Was darf ein klanggewaltiger Voverstärker kosten? Für 1000 DM gibt es jetzt einen Geheimtipp.

Na bitte, hat geklappt – bis heute! Die Referenz, den Accuphase C-280, konnte er jedoch nicht vom Sockel stoßen.

Die dazugehörige Endstufe HK870, ebenfalls in champagner, war auch mit dabei und wurde in gleicher Manier überarbeitet. Diese Endstufe kostete damals 1.498,- DM und leistete dafür satte 2 mal 180 Watt sinus an 4 Ohm.

Recht servicefreundlich lässt sich die Treiberplatine heraus nehmen. Auch hier wurden etliche Elkos erneuert und vor allem viele kalte Lötstellen beseitigt. Trotz nur eines großen Ringkerntrafos ist das Netzteil in Doppelmono ausgeführt. Trotz der vielen Kabel kommt man an die Platinen recht gut heran. Die acht Leistungstransistoren verbergen sich unter den Blechen. Hier aus der Nähe bei abgenommenem Blech. Das sind Toshibas mit maximal 120W Verlustleistung und einer Transitfrequenz von 20MHz – heute kaum noch zu ersetzen. Die Trimmer zum Einstellen des Offsets (Gleichspannungsbalance) ließen sich nicht mehr korrekt einstellen, daher kamen neue Trimmer hinein. Die Endstufe ist in demselben Design wie der Vorverstärker gehalten, sie ist jedoch deutlich tiefer. Auf der Front gibt es lediglich den Netzschalter und zwei Leuchtdioden. Die LED-Anzeige ist etwas zwiespältig: die Tonwiedergabe ist nach dem Einschalten zunächst noch nicht zu hören, so lange leuchtet eine grüne Leuchtdiode mit der Beschriftung “wait”. Nach etwa 3-5 Sekunden wird der Ton hörbar und die Anzeige wechselt auf die rote Leuchtdiode mit der Beschriftung “on”. Dies geschieht traditionell bei Harman Kardon mit einer Stummschaltung ohne Relais. Wir denken, dass die Farben der Leuchtdioden eigentlich umgekehrt verbaut werden sollten – grün für Ton und rot für warten, das wäre logischer. Hinten gibt es dann auch nur zwei Cinchbuchsen als Eingänge und zwei Klemmen für die Lautsprecher als Ausgänge. Die Klemmen nehmen zwar auch größere Querschnitte auf, sind jedoch für Bananenstecker nicht geeignet – das kann auf Wunsch jedoch aufgerüstet werden.

Insgesamt zählt diese Vor-/Endstufen-Kombination bis heute zu den sehr gesuchten Sammlerstücken und erzielen daher recht hohe Preise, insbesondere dann, wenn sie komplett überholt bzw. restauriert sind.