Und noch einer von Kenwood in gun metal grey, denn dieser Receiver in silber heißt KR-9600, in gun metal grey, was den Audio-Clubs der Militärs vorbehalten war, hieß er dann KR-9060, bis auf die Frontplatte sind die beiden völlig identisch. Er erschien 1976 und leistete satte 2 mal 200 Watt Sinus an 4 Ohm und wog 24 kg. Schon ein beeindruckendes Stück Technik und mit 58 mal 42 cm (bei 17 cm Höhe) auch schon recht ausladend. Die sind heute selten bei uns hier, denn Receiver in dieser Größenordnung wurden nicht gerade häufig verkauft.
An diesem Exemplar war besonders viel zu tun, denn er gab kaum noch vernünftige Töne von sich, alle Schalter und Potis waren sehr stark am Gammeln, zusätzlich war das Volume-/Balance-Poti mechanisch defekt, weil es jemand überdreht hatte. Man konnte den Balance-Steller komplett im Kreis herum drehen! Also erst einmal alles auseinander bauen und Stück für Stück auslöten und reinigen mit anschließender Versiegelung mit Kontaktfett.
Das ist quasi Fließbandarbeit bei der Menge an Schaltern, die dieser Receiver anzubieten hat. Oben sieht man den “Reinigungsplatz” mit Metallpolitur, Leder- und Leinen-Stäbchen, sowie Kontaktreinigungsstreifen für die Schaltreiter, nebst einigen Zangen zum Öffnen und Schließen der Schalter. Links im Bild einer der Kippschalter, der gerade zerlegt in Arbeit ist. An den schwarzen Streifen der Reinigungsstäbchen erkennt man wieviel von diesen Schaltern herunterkommt.
Ebenso mussten viele Elkos in den verschiedenen Abteilungen erneuert werden, dazu muss jede Platine raus.
Hier die Klang-Stell-Platine mit neuen Elkos (Nichicon fine gold).
Der KR-9600 (9060) besitzt die leistungsstärksten Power-Packs, die (meines Wissens) jemals gebaut wurden – 200 Watt, daher auch der Name. Der Hersteller ist Sanken. Diese Power-Packs sind wirklich nicht mehr erhältlich, im Falle eines Defektes wird es dann wirklich schwierig, Auch hier wurden die gefährdeten Kondensatoren erneuert.
Eine Gesamtübersicht des Gerätes von unten. Hinten in der Mitte das Netzteil, welches in Doppel-Mono-Schaltung (2 Sekundärwicklungen im gemeinsamen Trafo) aufgebaut ist, so dass jeder Kanal sein eigens Netzteil hat. Rechts und links davon die Endstufenblöcke mit den großen Kühlkörpern. In der Mitte links der Phono-Vorverstärker, rechts daneben das geregelte Netzteil, ganz rechts die Schutzschaltung.
Das sind die beiden neuen Lautsprecherrelais.
Hier das reparierte Balance-/Volume-Potentiometer. Die Anschläge des Balance-Einstellers konnten wieder hergestellt werden. (bitte nicht so doll drücken!).
Hier der Blick von oben, da gibt es noch das gesamte Tunerteil, welches von unten nicht zu sehen ist.
So schaut der Brocken von außen aus.
Die Front hat rechts und links stabile Griffe zum Tragen.
Die blaue Skalenbeleuchtung wirkt einfach schön, dazu vier Anzeigeinstrumente in einer Reihe – das gibt es nicht häufig.
Ein Dreifach-Klangsteller (bass-mid-treble) und die beiden Power-Meter runden das Bild ab.
Typisch für große Receiver: man kann die Deemphasis auf 25µs umschalten, da diese oft auf exotischen Märkten verkauft wurden. Wo sind eigentlich 25µs Deemphasis üblich? Hier sind es 50µs, in den USA 75µs – und wo 25?
An der Rückwand finden sich alle nötigen Buchsen für zwei Plattenspieler, zwei Tapes und einmal Reserve (Aux).
Zusätzlich ist der Receiver noch zwischen Vor- und Endverstärker auftrennbar und hat sogar noch Ausgangsbuchsen für ein Oszilloskop zur Anzeige der Tunersignale.
Ein ganzes Stück Arbeit, aber am Ende steht da ein rund 40 Jahre altes Gerät vor einem, das Musik macht, als hätte man es erst vergangene Woche in einem Hifi-Studio erstanden – ein schönes Gefühl!
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