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Sansui AU-919 und TU-919

Über die Marke Sansui muss man nicht allzu viel erklären, ein reiner Hifi-Hersteller mit herausragendem Ruf, der bereits 1947 gegründet wurde. Zunächst wurden dort Ausgangsübertrager für Röhrenverstärker hergestellt, da dem Firmengründer die von den Verstärkerherstellern verwendeten Übertrager nicht hochwertig genug erschienen. Schon bald hatte Sansui einen sehr guten Ruf bei Audio-Fans. Was also lag näher als selbst komplette Verstärker zu bauen, nicht nur Zulieferteile. Die Firma wuchs rasant und hatte 1959 schon fast 600 Angestellte. 1961 ging man an die Börse und hatte schon knapp 900 Angstellte. 1965 brachte man den berühmten Röhrenverstärker AU-111 auf den Markt, dieser gilt bis heute als einer der besten Röhrenverstärker ever. 1967 brachte Sansui den ersten großen Transistorverstärker heraus, den AU-777 – auch dieser erlangte Weltruhm und zählte überall zur absoluten Spitzenklasse. Erst 1968 stellte man, mangels größerer Nachfrage die Fabrikation von Ausgangsübertragern für andere Hersteller ein – die Zeit der Röhrengeräte war vorüber. 1970 war die Firma bereits auf 1.700 Angestellte angewachsen und brachte in den folgenden Jahren eine nahezu unüberschaubare Menge an Modellen auf den Markt. Man gründete ebenfalls 1970 eine europäische Vertriebsgesellschaft in Belgien und konnte sich auch so hierzulande eine große Schar von Liebhabern sichern.

 

Nach dem ersten großen integrierten Verstärker AU-999 von 1969, folgten 1972 der AU-9500, später folgten der AU-9900 und schließlich 1978 der hier vorgestellte AU-919. Alle diese Verstärker genießen in Sammlerkreisen allerhöchste Anerkennung und sind darüber hinaus immer gefragt und deswegen teuer.

 

Der AU-919, der in Japan übrigens AU-D907 heißt, ist einfach groß, stark, schwarz. Er wiegt satte 21,4 kg und leistet 2 mal 125 Watt an 8 Ohm nach DIN. Er kostete damals fast 2.500 DM.

 

Es war eine vollständige Überholung notwendig, also alle Schalter und Potis reinigen und versiegeln und alle Elkos mit kleinen Spannungen erneuern. Zum Glück ist der AU-919, wie fast alle Sansuis, sehr servicefreundlich. Oben sieht man die ausgeklappte Endstufenplatine.

 

Dies ist die Phono-Vorverstärker-Platine, die auch den Eingangswahlschalter beherbergt.

 

Wenn man acht Lötverbindungen löst, kann man diese Platine sogar komplett  herausnehmen.

 

Diese Kondensatoren, im Jargon als “black flags” bekannt, sollten stets durch Keramikkondensatoren ersetzt werden, da diese auffällig häufig Defekte verursachen.

 

Hier aus der Nähe, es gibt davon 32 Stück im AU-919 – zusammengerechnet.

 

Hier ist der Linearverstärker bereits vollständig überholt und kann wieder eingebaut werden.

 

Das ist ein Drehschalter, wegen der speziellen Bauform auch “wafer-switch” genannt.  Auch der Eingangswahlschalter im AU-919 ist so einer,  jedoch mit vier Ebenen.

 

Die ausgebaute “Waffel” vor der Reinigung…

 

…und nachher. Hier kommt vor dem Wiedereinbau noch eine Schicht Kontaktfett drauf.

 

Auch die Lautsprecherrelais wurden erneuert. Man erkennt hier, dass Sansui auch im Detail sorgfältig konstruiert: immer zwei Kontakte liegen parallel, so kann ein Kontakt verschleißen, während der andere immer noch für guten Kontakt sorgt.

 

Dieser Schalter wird ganz gern mal übersehen beim Reinigen, denn er sitzt in der Rückwand. Mit diesem kann man den AU-919 in Vor- und Edverstärker auftrennen.

 

Auch hier wurde alles gereinigt und versiegelt. Jedoch:

 

wenn man genau hinschaut, erkennt man, dass dieser Schalter lediglich ein verschleißfreies Reed-Relais schaltet, welches die Signal verbindet. Bei den kleineren Modellen übernimmt dies der Schalter selbst – so wie bei anderen Fabrikaten auch.

 

Blick von oben in den AU-919 – man kann den Doppel-Mono-Aufbau erkennen. Ein Trafo für die beiden großen Rail-Spannungen der Endstufen und ein kleiner für alle geregelten Spannungen.

 

Für die Railspannungen stehen jeweils 20.000µF zur Verfügung – und das viermal.

 

Hier die beiden Trafos, rechts der kleine, links der große in Ringkern-Technik.

 

Das ist der MC-Vor-Vorverstärker, diskret mit zehn parallel geschalteten Transistoren pro Kanal aufgebaut. Dies sorgt für geringstes Rauschen, weil sich das Eigenrauschen bei mehreren parallel geschalteten Transistoren gegenseitig aufhebt.

 

Das ist der wieder eingebaute Linear-Verstärker an der Front.

 

Das ist der Eingangswahlschalter.

 

Und so sieht dieser Ausnahmeverstärker mit den diversen Abschirmblechen aus.

 

So der Blick von unten.

 

Das geregelte und extrem aufwändige Netzteil aus der Nähe.

 

Diese Teile wurden alle erneuert.

 

Es ist schon ein richtiger Bolide, so ein AU-919, besonders mit den Rack-Griffen (war als Zubehör erhältlich).

 

Die Sansui-Typische Front in schwarz.

 

Keine Lampe im Gerät – nur LEDs.

 

Der Begriff “High-End” war noch nicht erdacht, so nannte Sansui diesen eben “Super-Fidelity”. Das DC/DC weist auf die vollständig gleichspannungsgekoppelte Bauweise hin, ohne Koppelkondensatoren. Damals nur selten und wenn, dann nur in der absoluten Spitzenklasse zu finden.

 

Der Eingangswahlschalter mit den hübschen LEDs.

 

Die schwarzen Dreh-Knöpfe haben, sozusagen als Markenzeichen von Sansui, einen roten Strich.

 

Die Frequenzen, auf die die Klangsteller wirken sind wählbar, die Wirkung nur sehr schwach: plus/minus 5 dB – mehr ist bei einem so gut klingenden Gerät nicht nötig, falls überhaupt..

 

Mit Hilfe der Kippschalter Muting und Jump kann die Lautstärkeeinstellung stark verfeinert werden.

 

Hinten nur Cinchbuchsen, DIN braucht es 1978 nicht mehr.

 

Hier der oben besprochene Schalter zum Auftrennen.

 

Dicke Lautsprecherklemmen, leider nicht Bananenstecker-tauglich, war damals noch nicht üblich.

 

Der Verstärker kann bis zu 510 Watt aus dem Netz aufnehmen, das lässt auf Leistungreserven schließen.

 

Der dazu gehörende Tuner TU-919 war auch zur Überholung. Er kostete seinerzeit 1.798,- DM und war einer der ersten Tuner mit eingebautem Frequenzzähler, also eine digitale Frequenzanzeige.

 

 

Blick von unten in den offenen Tuner. Oben im Bild das Netzteil.

 

Der Drehkondensator hat fünf FM- und drei AM-Gänge.

 

Blick von oben. Die hinter der Front hochkant stehende Platine ist der Frequenzzähler, anscheinend nachträglich konstruiert und dann in das Gerät verpflanzt.

 

Von außen die gleiche beeindruckende Größe wie der Verstärker.

 

An der Front die beiden üblichen Instrumente für Tuning und Signal, rechts daneben eben noch die Frequenz-Digital-Anzeige.

 

Hier die beiden analogen Anzeigen…

 

…und hier die digitale.

 

Eine quarzstabilisierte PLL-Schaltung sorgt für das Halten des eingestellten Senders.

 

Hinten finden sich die üblichen Anschlüsse, unten eine F-Buchse mit einem von uns dran gesetzten Adapter auf unsere Koax-Norm.

 

Hier nochmal aus der Nähe.

 

 

Nach Abschluss der Arbeiten müssen wir gestehen, dass diese beiden schon eine Klasse für sich darstellen. Man ahnt auch heute noch, wieviel Geld man damals dafür ausgeben musste. Und diese beiden werden auch noch einige Jahrzehnte Musik machen, da sind wir uns sicher.

 

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